Was ist digitale Gesundheit (eHealth)?
Bei der digitalen Gesundheit handelt es sich um eine Reihe von Instrumenten und Diensten, die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) nutzen, um die Gesundheitsversorgung auf allen Ebenen zu unterstützen und zu verbessern, von Prävention und Diagnose bis hin zu Behandlung, Überwachung und Management.
In der EU leistet eHealth in folgenden Bereichen wichtige Dienste:
- Steigerung der Effizienz des Gesundheitswesens
- Verbesserung der Qualität der Pflege und Behandlung
- Erweiterung des gleichberechtigten Zugangs zu bestimmten Diensten
- Befähigung der Bürgerinnen und Bürger, aktiv auf ihre Gesundheit Einfluss zu nehmen
- Unterstützung der Angehörigen der Gesundheitsberufe bei ihrer täglichen Arbeit
In diesem multidisziplinären Bereich kommen Angehörige der Gesundheitsberufe, Forschende, politische Entscheidungsträger und Technologen zusammen, um Innovationen für bessere Gesundheitsergebnisse und nachhaltigere Gesundheitssysteme einzusetzen.
Digitale Gesundheit in der EU: Stand der Dinge
Die 2011 angenommene Richtlinie über die grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung (2011/24/EU) gewährleistet die Kontinuität der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung der europäischen Bürgerinnen und Bürger. Dies bedeutet, dass Bürgerinnen und Bürger auch in allen anderen Mitgliedstaaten unter ähnlichen Bedingungen wie in ihrem eigenen Mitgliedstaat Zugang zu Gesundheitsdiensten haben.
Die Richtlinie ermöglicht es den Mitgliedstaaten, interoperable Gesundheitsdaten sicher und effizient auszutauschen und so die Grundlage für eine verlässliche und hochwertige grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung zu schaffen.
Mit Artikel 14 der Richtlinie wurde das Netzwerk für elektronische Gesundheitsdienste (eHealth) eingerichtet, ein freiwilliges Netz, das die für elektronische Gesundheitsdienste zuständigen nationalen Behörden in den Mitgliedstaaten miteinander verbindet. Das Netzwerk für elektronische Gesundheitsdienste unterstützt die Zusammenarbeit, bildet Vertrauen und fördert so die Entwicklung gemeinsamer Leitlinien und Standards beim grenzüberschreitenden Austausch von Gesundheitsdaten.
Derzeit werden in allen EU-Ländern zwei elektronische grenzüberschreitende Gesundheitsdienste eingeführt: elektronische Verschreibungen und Patientenkurzakten. Die Bürgerinnen und Bürger können die bereits eingerichteten Dienste unter MyHealth@EU einsehen, einer zentralen Plattform zur Erleichterung der Interoperabilität und zum grenzüberschreitenden Austausch von Gesundheitsdaten.
Der Zugang zu Gesundheitsdaten in der EU ist derzeit auf viele Stellen verteilt. Gesundheitsdaten werden von Gesundheitsdienstleistern und Gesundheitseinrichtungen in unterschiedlichen Formaten erhoben und gespeichert, was es Einzelpersonen und Fachkräften erschwert, auf sie zuzugreifen und sie auszutauschen. Dieser Mangel an Interoperabilität hat negative Folgen:
- Patientinnen und Patienten erhalten zu ihren Gesundheitsdaten nur eingeschränkten Zugang.
- Angehörige der Gesundheitsberufe können insbesondere in grenzüberschreitenden Fällen eine vollständige Krankengeschichte nur mit Verzögerungen einsehen.
- Forschende und politische Entscheidungsträger können nur teilweise Zugang zu anonymisierten Gesundheitsdaten für Innovation, Forschung und Politikgestaltung erlangen, wodurch Fortschritte im Gesundheitswesen behindert werden.
Zwar haben einige Mitgliedstaaten digitale Gesundheitssysteme eingeführt, andere stützen sich derweil weiterhin auf Aufzeichnungen in Papierform und isolierte digitale Systeme. Um diese Probleme bei einem der zentralen Bausteine der europäischen Gesundheitsunion anzugehen, trat eine neue Verordnung über den europäischen Raum für Gesundheitsdaten in Kraft.
Digitale Gesundheit in der EU: Ausblick
Der europäische Raum für Gesundheitsdaten (EHDS) ist ein gesundheitsspezifischer Governance-Rahmen für den grenzüberschreitenden Austausch von Gesundheitsdaten innerhalb der Europäischen Union, in dem klare Regeln, gemeinsame Standards und Verfahren sowie digitale Infrastrukturen wie MyHealth@EU und HealthData@EU festgelegt werden, mit denen die Gesundheitsversorgung verbessert werden soll.
Mit dem EHDS wird die Nutzung elektronischer Gesundheitsdaten durch Patientinnen und Patienten, Forschende, Innovatoren und politische Entscheidungsträger intensiviert, und die Versorgung und Sicherheit von Patienten sowie Statistiken und Regulierungsverfahren werden beschleunigt und verbessert.
Die EHSD ist der erste themenspezifische gemeinsame EU-Datenraum, der im Rahmen der europäischen Datenstrategie eingerichtet wurde.
Der EHDS kurzgefasst – worum geht es?
Die drei Hauptziele des EHDS sind:
- jede/n Einzelne/n zur Kontrolle über die eigenen personenbezogenen Gesundheitsdaten zu befähigen und den Datenaustausch zum Zweck der Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen in der gesamten EU (Primärnutzung von Daten) zu vereinfachen,
- ein kohärentes, vertrauenswürdiges und effizientes Umfeld für die Weitergabe von Daten für Forschung, Innovation, Politikgestaltung und Regulierungstätigkeiten (Sekundärnutzung von Daten) zu schaffen.
- einen echten Binnenmarkt für elektronische Patientendatensysteme (EHR-Systeme) zu fördern.
Bei der Primärnutzung von Gesundheitsdaten handelt es sich um die Verwendung neuer, in einer Datenbank erhobenen und gespeicherten Daten, die später für andere, als Sekundärnutzung bezeichnete, Zwecke wiederverwendet werden können.
Die Verordnung enthält klare Vorschriften für die Nutzung von Gesundheitsdaten im Interesse einer besseren Gesundheitsversorgung, Forschung, Innovation und Politikgestaltung.
Diese neuen Vorschriften werden das Potenzial erschließen, das der Austausch, die Nutzung und die Weiterverwendung von Gesundheitsdaten unter sicheren und geschützten Bedingungen bietet, wobei die Einhaltung der hohen Datenschutzstandards der EU uneingeschränkt gewährleistet bleibt. Die Bürgerinnen und Bürger werden in der gesamten EU schnell und einfach auf ihre digitalen Gesundheitsdaten zugreifen können.
Angehörige der Gesundheitsberufe erhalten Zugang zu den Patientenakten, wenn dies für die Behandlung auch in einem anderen Mitgliedstaat erforderlich ist, was eine evidenzbasierte Entscheidungsfindung ermöglicht, wobei die EU-Datenschutzvorschriften uneingeschränkt eingehalten werden (Primärnutzung von Daten).
Der europäische Raum für Gesundheitsdaten schafft überdies einen soliden Rechtsrahmen für die Weiterverwendung von Gesundheitsdaten für Forschung, Innovation und das öffentliche Gesundheitswesen. Die Daten werden dazu beitragen,
- lebensrettende Behandlungen zu entwickeln,
- personalisierte Arzneimittel zu entwickeln,
- unter Gewährleistung vollständiger Datensicherheit die Krisenvorsorge zu intensivieren,
- die Zugangsbedingungen zu verbessern,
- Grundrechte umzusetzen.
Darüber hinaus soll der Binnenmarkt gestärkt werden, indem ein einheitlicher rechtlicher und technischer Rahmen für die Entwicklung, Vermarktung und Nutzung elektronischer Patientendatensysteme (EHR-Systeme) im Einklang mit den Werten der EU geschaffen wird.

EU-Plattformen für die digitale Gesundheit
Um ein einheitliches Konzept für die digitale Gesundheit in ganz Europa zu fördern, unterstützt die EU die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten durch Plattformen für elektronische Gesundheitsdienste zu den Themen Koordinierung, Interoperabilität und Qualitätsstandards.
Im Netzwerk für elektronische Gesundheitsdienste (eHealth-Netz) können sich die von den Mitgliedstaaten benannten nationalen Behörden für elektronische Gesundheitsdienste verbinden. In diesem Netzwerk werden unverbindliche Leitlinien herausgegeben, um die Mitgliedstaaten bei der Verwirklichung der technischen und semantischen Interoperabilität ihrer Gesundheitsinformationssysteme zu unterstützen und so einen effizienten und sicheren grenzüberschreitenden Austausch von Patientendaten zu erleichtern.
Diese Leitlinien bieten eine übergeordnete konzeptionelle Gliederung für die Organisation von Daten, die der Vielfalt der Datenstandards in Europa Rechnung trägt. Sie gewährleisten Kohärenz, verringern die Fragmentierung und verhindern Doppelarbeit bei Initiativen im Bereich der digitalen Gesundheit.
EU-Finanzierungsmöglichkeiten für die digitale Gesundheit
Die Europäische Union stellt erhebliche Finanzhilfen bereit, um die Mitgliedstaaten bei der Verbesserung ihrer digitalen Gesundheitssysteme zu unterstützen.
Mehrere EU-Förderprogramme bieten Finanzmittel für die Entwicklung und Umsetzung digitaler Gesundheitsinitiativen an: EU4Health, Programm „Digitales Europa“, Fazilität „Connecting Europe“, Horizont Europa, Instrument für technische Unterstützung, Aufbau- und Resilienzfazilität, Programm zur Unterstützung von Strukturreformen, Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), Fonds für einen gerechten Übergang, Europäischer Sozialfonds.
Künstliche Intelligenz (KI) in der Gesundheitsversorgung
Im Gesundheitswesen kann die KI große Datenmengen analysieren, Muster finden und Vorhersagen vornehmen. Dies hilft den Angehörigen der Gesundheitsberufe, genauere Diagnosen zu erstellen und personalisierte Behandlungspläne zu entwickeln. Die Kommission setzt sich für Entwicklung und Einsatz von KI im Gesundheitswesen ein. Um zu gewährleisten, dass diese Technologien sicher und vertrauenswürdig sind und die europäischen Werte achten, führt sie folgende Maßnahmen durch:
- Finanzierung von Forschung und Innovation für Forschungsprojekte und Start-up-Unternehmen, die innovative KI-Lösungen für die Gesundheitsversorgung entwickeln,
- Entwicklung von Rechtsrahmen zur Unterstützung von Entwicklung und Einsatz von KI im Gesundheitswesen, dabei Gewährleistung von Patientensicherheit und Datenschutz,
- Förderung des Datenaustauschs und der Zusammenarbeit zwischen Interessenträgern, um die Entwicklung KI-gestützter Lösungen im Gesundheitswesen zu beschleunigen.
Internationale Zusammenarbeit
Die Europäische Kommission setzt sich dafür ein, die weltweite Zusammenarbeit auch im Bereich der digitalen Gesundheit zu fördern. Die Kommission arbeitet mit internationalen Partnern zusammen, die u. a. folgende Ziele verfolgen:
- Entwicklung digitaler Gesundheitslösungen
- Verbesserung der Gesundheitsergebnisse
- Einbeziehung der von der EU entwickelten Lösungen und Standards
Zu diesen Standards gehört das europäische Austauschformat für Patientendatensysteme (EEHRxF), um die Weitergabe von Gesundheitsdaten zwischen verschiedenen Ländern zu erleichtern.