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Public Health

Newsletter von Gesundheit-EU 229 – Fokus

Die Medizin muss sich mit den Zusammenhängen zwischen Luftverschmutzung und Gesundheit beschäftigen

Veronica Manfredi, Direktorin der Direktion Lebensqualität in der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission, spricht über die EU-Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung und ihrer Auswirkungen auf die Gesundheit, ein Thema im globalen Fokus.

Wie problematisch ist die Luftverschmutzung in der EU? Ist sie ein Problem, das hauptsächlich andere betrifft?

Indische Ärzte stellen schon bei Teenagern in Neu-Delhi fest, dass ihre Lungen genauso schwarz und ebenso schwer geschädigt sind wie die eines 70-jährigen in den 1980er Jahren. Ja, so ist die Lage in Indien, und wir haben in der EU erfreulicherweise Vorschriften, in denen gesetzliche Grenzwerte für die Luftverschmutzung festgelegt sind; dennoch werden von mehr als 130 Städten in der EU nicht alle diese Standards eingehalten, und in einigen Fällen kann die Luftverschmutzung in städtischen Gebieten in Spitzenzeiten dasselbe Niveau erreichen wie in Neu-Delhi.

Luftverschmutzung ist ein globales Problem. Nach WHO-Schätzungen gibt es jährlich weltweit über 4,2 Millionen vorzeitige Todesfälle aufgrund der Luftverschmutzung im Freien; für Europa schätzt die Europäische Umweltagentur, dass es im Jahr zu mehr als 400 000 vorzeitigen Todesfällen kommt, wofür vor allem Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon verantwortlich sind.

Was hat die EU bisher gegen die Luftverschmutzung getan?

Wir haben Rechtsvorschriften, in denen einheitliche Luftqualitätsziele, nationale Emissionsgrenzwerte und Standards für die wichtigsten Verschmutzungsquellen festgelegt sind. Und wir finanzieren Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität. Im Rahmen der europäischen Struktur- und Investitionsfonds wurden hierfür beispielsweise 1,8 Mrd. EUR für den Zeitraum 2014-2020 bereitgestellt. Hinzu kommen weitere Finanzierungen, die indirekt zur Verbesserung der Luftqualität beitragen, wie die Investitionen in die CO2-arme Wirtschaft in Höhe von 45 Mrd. EUR.

Die Finanzierung ist ein Anreiz – sozusagen das Zuckerbrot, aber wir haben auch eine Peitsche. Wir können die EU-Rechtsvorschriften juristisch durchsetzen und tun dies durchaus, wobei Vertragsverletzungsverfahren bis zum Europäischen Gerichtshof gehen können. Große Sorgen machen uns derzeit 30 Fälle in 20 Mitgliedstaaten, in denen die gesetzlichen Grenzwerte für Feinstaub, Stickstoffdioxid oder Schwefeldioxid dauerhaft überschritten werden.

Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass rechtliche Schritte nur ein Mittel unter vielen sind, um für die Einhaltung der Vorschriften zu sorgen. Zudem erleichtern wir den Austausch bewährter Verfahren: so haben wir mehrere einschlägige Netze gegründet oder sind in solchen aktiv und organisieren Dialoge über saubere Luft sowie die Überprüfung der Umsetzung des Umweltrechts mit den Mitgliedstaaten.

Was können wir noch tun?

Wir müssen versuchen, den Schadstoffausstoß aller Wirtschaftszweige – in der Industrie, im Verkehr, in der Wohnraumbeheizung und in der Landwirtschaft – weiter zu senken. Was die Landwirtschaft angeht, so müssen wir den Ammoniak- und Nitrateinsatz in Düngemitteln und so die Luft- und Wasserverschmutzung verringern.

Es ist höchste Zeit, dass die EU-Standards für die Luftqualität unionsweit erfüllt werden. Aber wir müssen die Außenluftqualität noch deutlicher verbessern und uns stärker den von der WHO empfohlenen Werten annähern.

Die Lage scheint düster. Gibt es auch gute Nachrichten?

Ja, es gibt gute Nachrichten: wir wissen, dass unsere Politik der sauberen Luft nicht vergeblich ist! Durch die gemeinsamen Bemühungen von EU und nationalen, regionalen und lokalen Behörden ist die Luftverschmutzung in der EU in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen. Auch der Ausstoß von Luftschadstoffen ging erheblich zurück, und zwar selbst in einer Zeit des anhaltend starken Wirtschaftswachstums. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber der ist noch lang. Unser Ziel ist es, mithilfe der im EU-Recht verankerten nationalen Reduktionsverpflichtungen die Luftschadstoffemissionen bis 2030 um die Hälfte zu senken und damit auch ihre Gesundheitsfolgen gegenüber 2005 um die Hälfte zu verringern.

Damit dieses Ziel erreicht werden kann, müssen wir jetzt dringend handeln. Dies setzt voraus, dass die Mitgliedstaaten ambitionierte Pläne verabschieden und sie vollständig umsetzen und dass die Medizin dies uneingeschränkt unterstützt und sich voll und ganz dafür einsetzt.

Aktivitäten auf EU-Ebene

Umwelt

Europäische Kommission – Umwelt

Saubere Luft

Europäische Kommission – Umwelt

Programm LIFE

Exekutivagentur für kleine und mittlere Unternehmen

Aktuelles

EU-Haushalt: Kommission schlägt Aufstockung der Fördermittel für Umwelt- und Klimaschutz vor

Für den nächsten langfristigen EU-Haushalt 2021-2027 schlägt die Kommission vor, die Mittel für LIFE, das EU-Programm für die Umwelt und Klimapolitik, um knapp 60 % zu erhöhen.

Programm LIFE: Investitionen in Umwelt-, Natur- und Klimaschutz in Höhe von rund 250 Milliarden Euro für die Mitgliedstaaten

Die Kommission hat grünes Licht für ein Investitionspaket in Höhe von 243 Mio. EUR für Projekte im Rahmen des Programms LIFE zur Förderung von Natur- und Umweltschutz und der Lebensqualität gegeben, mit denen der Übergang Europas zu einer nachhaltigen und emissionsarmen Zukunft unterstützt wird.

Neujahrswünsche – wichtige politische Entscheidungsträger wurden nach ihren Wünschen für die Zukunft von LIFE gefragt.

Zu Beginn des neuen Jahres wurden wichtige politische Entscheidungsträger, die das LIFE-Programm der Generaldirektion Umwelt unterstützen und zu dessen Entwicklung beigetragen haben (darunter auch Veronica Manfredi, die Direktorin der Direktion Lebensqualität) nach ihren Wünschen für die Zukunft des Programms gefragt.

Ambitionierte Emissionsgrenzwerte für Kraftwerke würden die Umweltverschmutzung in der EU erheblich verringern

Einer neuen Analyse der Europäischen Umweltagentur zufolge könnten durch die Festlegung strenger, aber realistischer Emissionsgrenzwerte für den Energiesektor die Emissionen wichtiger Schadstoffe bis zum Jahr 2030 um 79-91 % gesenkt werden.

Wie sauber ist die Luft, die Sie atmen?

Mit dem Europäischen Luftqualitätsindex können Sie die Luftqualität vor 6 bis 48 Stunden in Ihrem Land gezielt überprüfen.

EU-Luftqualitätsnormen online abrufbar

Die EU hat ein umfangreiches Regelwerk entwickelt, mit dem gesundheitsbezogene Normen und Ziele für eine Reihe von Luftschadstoffen festgelegt werden, die hier zusammengefasst sind.

Welche Maßnahmen der EU können die Mitgliedstaaten bei der Bekämpfung der Luftverschmutzung unterstützen?

In der Mitteilung der Europäischen Kommission „Ein Europa, das schützt: Saubere Luft für alle“ sind die Maßnahmen aufgeführt, die den EU-Mitgliedstaaten bei der Verringerung der Luftverschmutzung helfen können.

Welche Rechtsvorschriften der Europäischen Union gibt es im Bereich Luftverschmutzung?

EU-Rechtsvorschriften zu Luftqualität, Luftverschmutzung, Kraftfahrzeugen und mobilen Maschinen sind online verfügbar. Unter „Luftqualität“ finden Sie die Richtlinie 2008/50/EG über Luftqualität und saubere Luft für Europa.

Video auf YouTube über das Europäische Umweltaktionsprogramm bis 2020

9 von 10 Menschen weltweit atmen verschmutzte Luft, aber immer mehr Länder ergreifen Gegenmaßnahmen.

In vielen Teilen der Welt ist die Luftverschmutzung nach wie vor gefährlich hoch. Neue Daten der WHO zeigen, dass 9 von 10 Menschen stark schadstoffbelastete Luft atmen.

Mehr als 90 % der Kinder weltweit atmen jeden Tag giftige Luft

Weltweit atmen 93 % der Kinder unter 15 Jahren (1,8 Milliarden Kinder) so stark verschmutzte Luft, dass ihre Gesundheit und Entwicklung gefährdet sind. Schätzungen der WHO zufolge starben allein 2016 durch Luftverschmutzung 600 000 Kinder an akuten Infektionen der unteren Atemwege.

Nächstes Europäisches Forum für saubere Luft soll im November 2019 stattfinden

Die Kommission veranstaltet in enger Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium der Slowakischen Republik ein zweites Europäisches Forum für saubere Luft in Bratislava. Im Mittelpunkt dieses Forums werden die Themen Luftqualität und Energie, Luftqualität und Landwirtschaft sowie Finanzierungsmechanismen für Luftreinhaltung stehen.

Europäische Woche für nachhaltige Energie, politische Konferenz und Verleihung der Preise für nachhaltige Energie: Veranstaltungen im Juni in Brüssel

Vorschlagsfristen für die Ausrichtung einer Veranstaltung oder Netzwerkaktivität enden bald: diesen oder nächsten Monat. Lesen Sie die Leitlinien und bewerben Sie sich bis zum 11. Februar um die Preise!

Weitere interessante Links

Luftqualität in Europa – Bericht 2018

Städte-Atlas Feinstaub (PM 2,5): Luftqualität in europäischen Städten

Erste WHO-Weltkonferenz über Luftverschmutzung und Gesundheit (Genf, 30. Oktober bis 1. November 2018)

Weltgesundheitsorganisation – Luftverschmutzung

Europäische Umweltagentur – Luftverschmutzung