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Public Health

Newsletter von Gesundheit-EU 258 – Fokus

Eine gesunde geistige Verfassung: Maßnahmen der Europäischen Kommission im Bereich psychische Gesundheit

John F. Ryan, Direktor der Direktion „Öffentliche Gesundheit“ der Europäischen Kommission, spricht über die Arbeit der Kommission im Bereich psychische Gesundheit, unter anderem über eine neue gemeinsame Aktion in diesem Bereich und eine neue Gruppe von Interessenträgern auf der EU-Plattform für Gesundheitspolitik, die sich speziell mit Fragen der psychischen Gesundheit vor dem Hintergrund von COVID-19 befasst.

Welche Kosten entstehen der Gesellschaft, wenn es um die psychische Gesundheit schlecht bestellt ist?

Vor zwei Jahren haben wir in unserem Bericht über den Gesundheitszustand in der EU dem Thema psychische Gesundheit ein Kapitel gewidmet, das ernüchternde Daten über die Kosten psychischer Erkrankungen für unsere Bürgerinnen und Bürger und unsere Gesellschaft enthielt. Rund 84 Millionen Bürgerinnen und Bürger in der EU haben psychische Probleme: Das ist mehr als jeder Sechste von uns! Insgesamt geben wir mehr als 600 Mrd. EUR, d. h. mehr als 4 % unseres BIP, zur Behebung der Folgen psychischer Erkrankungen aus, aber nur ein Drittel davon direkt für die Gesundheitsversorgung. Indirekt zahlen wir einen wesentlich höheren Preis, da Arbeitsplätze und Produktivität verloren gehen und zusätzliche Sozialausgaben anfallen. Erfreulicherweise schaffen Investitionen in das Wohlergehen der Menschen eine solide Grundlage für ein nachhaltigeres langfristiges Wirtschaftswachstum sowie für die Gesundheit unserer Bürgerinnen und Bürger insgesamt!

Seit wann ist die Kommission im Bereich der psychischen Gesundheit aktiv?

Unser Engagement reicht fast zwei Jahrzehnte zurück. In unserem ersten „Grünbuch“ wurde betont, wie wichtig es ist, sich für die psychische Gesundheit aller einzusetzen, Maßnahmen gegen psychische Erkrankungen zu ergreifen und die Lebensqualität von Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen zu verbessern. Ferner wurde vorgeschlagen, ein Informations-, Forschungs- und Wissenssystem für die psychische Gesundheit in der EU zu entwickeln. Seitdem haben wir viele Initiativen unterstützt und mit Fachleuten, der Zivilgesellschaft und politischen Entscheidungsträgern in unseren Mitgliedstaaten zusammengearbeitet. Wir konnten Erkenntnisse gewinnen und bewährte Verfahren zusammentragen. Dies trifft insbesondere für zentrale Bereiche (Prävention von Depressionen und Selbstmord, psychische Gesundheit in Bezug auf alle Politikbereiche, Initiativen zur Arbeitsplatz- und Schulsituation, Rolle elektronischer Gesundheitsdienste und gemeindenahe Dienste) zu.

Wie hilft die Kommission jetzt?

Wir unterstützen die Mitgliedstaaten bei ihren Bemühungen, psychische Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern, psychische Erkrankungen zu verhindern und zeitnah hochwertige Leistungen anzubieten. Diese Aktivitäten bilden tatsächlich das Herzstück unseres Handelns. Wir wollen hier wirklich spürbare Veränderungen herbeiführen und uns dabei auf das stützen, was unseres Wissens am besten funktioniert. Somit brauchen die Mitgliedstaaten das Rad nicht neu erfinden und können sich auf die Erledigung ihrer Aufgaben konzentrieren. Wir ermitteln mit Unterstützung der Gemeinsamen Forschungsstelle der Kommission bewährte Verfahren, fragen bei besonders relevanten Gesundheitsministerien nach und unterstützen die Umsetzung von Verfahren in Bereichen, die von Mitgliedstaaten als vorrangig eingestuft wurden.

Auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit haben wir aus den Initiativen, die wir in früheren Jahren unterstützt haben, vier spezifische Verfahren ausgewählt. Jetzt können wir mit bis zu 8,4 Mio. EUR ihre Umsetzung in größerem Rahmen über das Programm „Gesundheit“ kofinanzieren. Gerade jetzt nimmt eine gemeinsame Aktion zur psychischen Gesundheit Gestalt an und die Anträge für zwei Projekte werden geprüft.

Wir arbeiten auch intensiv daran, Interessenträger bei ihren Bemühungen zu unterstützen, die Auswirkungen von COVID-19 auf die psychische Gesundheit einzudämmen. Dies ist eine enorme Herausforderung, und eben diese Herausforderung wird uns noch geraume Zeit begleiten. Die Pandemie betrifft uns alle auf unterschiedliche Weise, aber wir alle müssen mit dem Druck des Lockdowns, der sozialen Isolation und den Sorgen um unsere eigene Gesundheit und die unserer Angehörigen fertigwerden.

Deshalb haben wir im Rahmen unserer Plattform für Gesundheitspolitik ein Forum geschaffen, in dem Organisationen von Interessenträgern ihre Besorgnis über die pandemiebedingte Belastung der psychischen Gesundheit artikulieren und einschlägige Praktiken und Erkenntnisse austauschen können. Die Ergebnisse der Arbeit von mehr als 60 Teilnehmern werden in Webinaren verbreitet, die von der Plattform für Gesundheitspolitik ausgerichtet werden. Das Webinar soll noch in diesem Monat stattfinden.

Aktivitäten auf EU-Ebene

Psychische Gesundheit

Europäische Kommission – Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Lenkungsgruppe für Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention und Management von nicht übertragbaren Krankheiten

Europäische Kommission – Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Aktuelles

Webinar über Herausforderungen und neue Ansätze zur Bewältigung der Auswirkungen von COVID-19 auf die psychische Gesundheit (Termin: 16. Oktober)

Das Webinar findet auf der Plattform für Gesundheitspolitik statt und wird von der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Kommission gemeinsam mit „Mental Health Europe“ als Koordinator der Netzwerkgruppe zu den Auswirkungen von COVID-19 auf die psychische Gesundheit geleitet.

Neues thematisches Netzwerk zu COVID-19: Unterstützung der psychischen Gesundheit auf der EU-Plattform für Gesundheitspolitik

Dieses Netzwerk für europäische gemeinnützige Organisationen ist ein Forum für den Austausch von Wissen und Vorgehensweisen bei Fragen zur psychischen Gesundheit im Zusammenhang mit COVID-19 sowie für die Erarbeitung von Leitfäden zur Bewältigung psychischer Gesundheitsprobleme im Rahmen der COVID-19-Pandemie. Zugang zur Plattform beantragen.

Erste europäische Woche der psychischen Gesundheit vom 4. bis 10. Mai 2020

„Mental Health Europe“ initiierte die erste europäische Woche zur Sensibilisierung für psychische Gesundheit unter dem Motto „Together we can make it“, um die Bedeutung der psychischen Gesundheit in der Covid-19-Krise und in der Zeit danach hervorzuheben.

Durch jüngste Ergebnisse der Eurofound-Umfrage „Leben, Arbeiten und COVID-19“ trat eine alarmierende Kumulation der sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auf das Leben der Menschen zutage.

Von jungen Menschen und Menschen ohne Arbeit stammen – trotz einiger Verbesserungen seit Beginn der Pandemie – die schlechtesten Werte in Bezug auf das Wohlergehen. Auch wenn Lebenszufriedenheit und Optimismus seit April zugenommen haben, fühlen sich junge Menschen immer noch von der Gesellschaft ausgeschlossen. Zudem ist bei ihnen das Risiko, an einer Depression zu erkranken, am größten.

Beim Welttag der psychischen Gesundheit 2020 liegt der Schwerpunkt auf dem Thema „Psychische Gesundheit für alle: Mehr Investitionen, größerer Zugang“.

Dieses weltweite Event wird vom Weltverband für psychische Gesundheit organisiert, um dem Ziel ein Stück näher zu kommen, allen Patienten eine umfassende psychische Gesundheitsversorgung anbieten zu können, bei der Sensibilisierung, Vertretung von Interessen, Zugänglichkeit und konkrete Maßnahmen in den Fokus gerückt werden.

WHO/Europa zur Bildung einer Koalition für psychische Gesundheit zur Unterstützung von Systemreformen und der Erholung nach COVID-19

Das WHO-Regionalbüro für Europa hat eine neue Leitinitiative zur psychischen Gesundheit auf den Weg gebracht. Dadurch soll ein breites Bündnis von Spitzenvertretern aus dem Bereich der psychischen Gesundheit, prominenten Persönlichkeiten, Nutzern des Leistungsangebots und anderen Partnern gebildet werden, um einschlägige politische Maßnahmen und Verfahren zu verbessern.

„Marketplace Workshop“ über bewährte Verfahren im Bereich psychische Gesundheit und umsetzbare Forschungsergebnisse

In den Räumlichkeiten der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission in Ispra (Italien) fand ein Workshop in diesem Format statt, bei dem bewährte Verfahren und umsetzbare Forschungsergebnisse aus dem Bereich der psychischen Gesundheit vorgestellt wurden.

Projekte im Rahmen des Programms „Gesundheit“

Eine neue gemeinsame Aktion zur psychischen Gesundheit wird derzeit erarbeitet und Projekte werden bewertet.

Die Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen sind inzwischen abgeschlossen. Vorschläge zur Unterstützung der Umsetzung bewährter Verfahren im Bereich der psychischen Gesundheit im Rahmen des Arbeitsplans 2020 des EU-Gesundheitsprogramms werden derzeit bewertet und ausgearbeitet.

Weitere Links zum Thema

Eurostat: Statistiken über psychische Gesundheit und damit zusammenhängende Themen

Wussten Sie, dass 3,7 % aller Todesfälle in der EU im Jahr 2016 auf psychische Störungen und Verhaltensstörungen zurückzuführen waren? Weitere Statistiken zur psychischen Gesundheit finden Sie auf der thematischen Webseite von Eurostat.

Mental Health Europe

Arbeitsgemeinschaft europäischer Psychiater

Gamian-Europe

EUFAMI – Unterstützung von durch psychische Erkrankungen betroffenen Familien

Euronews: Mental Health Europe